"Elias", das zweite Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy, ist ein grandioses, von tiefem Glauben geprägtes Werk, das vom alttestamentlichen Propheten Elias (auch "Elia", "Elija") handelt und dessen Wirkung von der seltenen Übereinstimmung zwischen barocken Stilmitteln und einer romantisch tief empfundenen Klangsprache kommt, die auch heute noch zu begeistern vermag.
Passagen und Szenen breit auskomponierter musikalischer Dramatik und solche von lyrischer Innigkeit und Wärme deuten, illustrieren und vertiefen den Kampf des Propheten um den Gott Israels, sein eiferndes Sendungsbewusstsein ebenso wie seine Gottverlassenheit und Resignation. Die musikalische und dramatische Zuspitzung dieser Gegensätze ist Prüfstein jeder "Elias"-Aufführung.
Die Aufführung des Werkes am Samstag, 17. November, in der neuapostolischen Kirche in Reutlingen-West, Dürrstraße 15, und am Sonntag, 18. November, in der neuapostolischen Kirche in Fellbach, Kastanienweg 5, darf in dieser Hinsicht herausragend genannt werden. Frank Ellinger hatte als musikalischer Leiter den ca. 70 Sängerinnen und Sänger umfassenden Regionalchor (Apostelbereich Nürtingen) zu einem Klangkörper geformt, der durch eine seltene Dichte des Ausdrucks zu fesseln vermochte. Mit schneidender Intensität – fabelhaft sicher gesungen – erklangen die Anrufungen Baals, ergreifend schön gelangen die göttlichen Tröstungen und Verheißungen, von Mendelssohn kongenial eingefangen in schlichten, innigen Chorsätzen.
Die "Elias"-Aufführung erfolgte an beiden Abenden zusammen mit einem jugendlichen Auswahlorchester der Neuapostolischen Kirche, das in allen Registern hervorragend besetzt war: klangschön und stets sich unterordnend in den lyrisch-innehaltenden Passagen, den Chor fordernd und dramatisch mitgestaltend in den Schlüsselszenen des Werkes. Solisten waren der Bassist Patrick Pobeschin, Ensemblemitglied des Staatstheaters Mainz, die Sopranistin Sarah Wegener, Gewinnerin des Max-Reger-Wettbewerbs 2007 für Liedduo, die Altistin Juliette Schindewolf, Ensemblemitglied des Stadttheaters Bremerhaven, der Tenor Alexander Dannecker sowie Immanuel Rathke. Nach der Schlussfuge gab es beide Male Ovationen der begeisterten Konzertbesucher. Sie hatten bei den Veranstaltungen keinen Eintritt gezahlt, dafür aber reichlich gespendet: für den Reutlinger "Arbeitskreis Leben", der Menschen, insbesondere Jugendlichen, in Notsituationen hilft. Siehe auch der Bericht "Und der Prophet Elias brach hervor wie ein Feuer" auf der Website des Kirchenbezirks Stuttgart/Fellbach.