Für das zweite Halbjahr 2007 sind in einer Broschüre des "Forums Fasanenhof", der am Schnittpunkt der drei Apostelbereiche Nürtingen, Stuttgart und Tübingen gelegenen Begegnungsstätte der Gebietskirche Süddeutschland, an die 70 Veranstaltungen verzeichnet, offene Treffs, Kurse, Workshops und Vorträge über verschiedene Themen.
Überaus reges Interesse fand der Vortrag zum Thema "Ökumene", den Apostel Volker Kühnle, Leiter des Apostelbereichs Nürtingen und Vorsitzender der betreffenden Projektgruppe der Neuapostolischen Kirche International, am Freitag, 28. September 2007, im "Forum Fasanenhof" hielt.
Der Apostel gab den über 120 Besuchern in seinem Vortrag zunächst Informationen zur Ökumene generell ("Ökumene – was ist das?"), dann skizzierte er kurz die Haltung der Neuapostolischen Kirche zur Ökumene in früherer Zeit und zeigte schließlich den aktuellen Stand der diesbezüglichen Kontakte auf. Die Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert habe, so verdeutlichte er in seinem kurzen Streifzug durch die (Begriffs-)Geschichte, den Prozess der Wiederannäherung unter den Christen gefördert, ganz besonders im englischen Empire.
In diesem Zusammenhang sei interessant festzustellen, "wie parallele Gedankengänge zum Thema Ökumene auch in der katholisch-apostolischen Kirche", aus der die Neuapostolische Kirche hervorgegangen ist‚ bestanden hätten: "Erinnert sei dabei nur an das ‚Testimonium an alle kirchlichen und weltlichen Oberhäupter’ der englischen Apostel aus dem Jahr 1836, durch welches alle christlichen Kirchen unter der Leitung der Apostel gesammelt werden sollten.
"Heutzutage sei der Begriff Ökumene geprägt vom "Leitmotiv" der "Einheit in versöhnter Verschiedenheit". "Dadurch ist zum einen die Wahrung der Identität der einzelnen Kirche gewährleistet, zum andern werden Möglichkeiten und Wege eröffnet zu einem sinnvollen Gemeinsamen, wo immer dies auf der Basis des Evangeliums möglich erscheint", so der Apostel. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Gesamtbeauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit in der Gebietskirche Süddeutschland hatte Apostel Volker Kühnle bereits ab Beginn der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts verstärkt Kontakt mit Vertretern verschiedener Kirchen und Glaubensgemeinschaften. In den Gesprächen sei es vor allem darum gegangen, sich gegenseitig besser kennen zu lernen, um auch durch mehr Verständnis füreinander Vorurteile abbauen zu können.
"Die Erfahrungen und Ergebnisse auch dieser Kontakte, verbunden mit dem weiteren Öffnungsprozess unserer Kirche, führten schließlich dazu, dass Stammapostel Fehr am 28.10.1999 die Projektgruppe (PG) Ökumene ins Leben rief. Der Auftrag für die PG Ökumene lautet: ‚Die PG Ökumene soll sich mit den wesentlichen Lehraussagen der Neuapostolischen Kirche im Hinblick auf ihre Verträglichkeit mit der Ökumene beschäftigen. Sie muss eng mit der PG Glaubensfragen zusammenarbeiten.’" Im Rahmen ihrer Tätigkeit habe die PG Ökumene die Kontakte zu führenden Vertretern der Kirchen und Gemeinschaften sowie maßgeblichen Einzelpersonen der ökumenischen Bewegung intensiviert und vertieft. "Die Gespräche sind geprägt von einer sehr großen Aufgeschlossenheit und gegenseitigen Wertschätzung", freut sich der Apostel.Obwohl zu einzelnen Punkten des Sakraments-, Amts- und Kirchenverständnisses noch Fragen zu klären seien, führe die PG Ökumene die Gespräche fort unter besonderer Berücksichtigung der Charta oecumenica. Auch werde der Dialog mit anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften fortgesetzt, nicht zuletzt mit dem Ziel der Prüfung eines Beobachterstatus beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) bzw. Gaststatus bei der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK).
Die ersten Ergebnisse nach drei Gesprächsrunden mit der ACK Baden-Württemberg waren im Herbst 2002 in einem Kommuniqué veröffentlicht worden. Weitere Gesprächsrunden schlossen sich an, deren Ergebnis noch im Herbst dieses Jahres mitgeteilt werden soll. Der Apostel informierte, dass ein abschließendes Gespräch zwischen der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland und der ACK in Baden-Württemberg im November terminiert sei. Fortgesetzt würden die Gespräche dann auf ACK-Bundesebene. Alles werde unter der der Kernfrage erfolgen: "Was spricht für eine Beteiligung der Neuapostolischen Kirche?" Als wesentliche Argumente hierzu nannte der Apostel, die Säkularisierung Europas lasse es geboten erscheinen, dass die, die sich zu Christus bekennen, im gebotenen Maß zusammenarbeiteten. Und da sich die ökumenische Bewegung zur "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" entwickelt habe, mache dies eine Beteiligung der Neuapostolischen Kirche eher möglich. "Die ‚apostolische Stimme’ fehlt bis heute in der Ökumene; wir können sie besser hörbar werden lassen, wenn wir mitarbeiten", meinte er.