"Eine Botschaft voll Erbarmen […] ist das Evangelium" – bereits im gemeinsamen Lied zu Beginn war das Kernthema des Gottesdienstes enthalten, den Bezirksapostel Michael Ehrich am Sonntagvormittag, 1. Juli 2007, in der Kirche in Künzelsau durchführte.
In Begleitung der Apostel aus Süddeutschland – außer des erkrankten Apostels Werner Kühnle – hielt er mit dem Bibelwort Psalm 130, 7 den zweiten Gottesdienst in diesem Jahr, in dem besonders der Entschlafenen gedacht wurde. Neuapostolische Christen feiern im Glauben daran, dass der dreieinige Gott auch Verstorbenen Gnade und Erlösung schenkt, dreimal jährlich ein solches "Fest der Barmherzigkeit" und beten für alle unerlösten Seelen.
Durch den gemischten Chor wurde vor Beginn sowie im Verlauf des eineinhalbstündigen Gottesdienstes die Liebe und Gnade des Gottessohnes besungen, der, wie der Bezirksapostel in seiner Predigt unterstrich, durch sein Opfer die Mittel erworben hat, um Heil und Erlösung zu erlangen. Der Ruf des Heilands "Kommt her zu mir, alle, [..]; ich will euch erquicken" (vgl. Matthäus 11, 28) habe auch heute Gültigkeit, auch für die Seelen aus der Welt des Geistes. Diese Erquickung geschehe durch Gnade und Erlösung – und dies sei nur bei IHM, dem Herrn, zu finden. "Jesus Christus hat den Tod und die Macht der Finsternis besiegt", so der Bezirksapostel, und durch das Verdienst Jesu Christi könnten auch heute Seelen aus dem Jenseits wie dem Diesseits der Gnade und Erlösung teilhaftig werden. Dafür hätte die Gemeinde viel gebetet. "Wenn man sehen könnte, was für eine Kraft in einem einzigen Gebet liegen kann, würde man sicher staunen", meinte er. Glaube sei dafür unabdingbar. Dieses Geschehen könne man mit dem Verstand nicht erfassen – "es gibt eben Dimensionen, die sich dem menschlichen Fassungsvermögen entziehen".
Im Hinblick auf den Gottesdienst habe er etliche Zuschriften bekommen, unter anderem habe ihm der Leiter des hiesigen Kirchenbezirks geschrieben und eine Chronik der Gemeinde übersandt, berichtete er. In der Chronik sei geschildert, dass sich die Gläubigen in der Anfangszeit der Gemeinde nicht gescheut hätten, das Evangelium zu bekennen und zu verkündigen. Dies gab er als einen Impuls an die Gottesdienstteilnehmer und wünschte, sie alle möchten "Verkündiger des Evangeliums sein in Wort, Werk und Wesen".
Zum Psalmwort ("Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm") führte er aus, die Kapitelüberschrift, aus dem es stamme, laute: "Aus tiefer Not", und "Not" habe immer mit Bedrängnis und Mangel zu tun. Er nannte einige Beispiele, wie das, dass die Not unerlöster Seelen darin bestehen könne, dass sie selbst nicht zur Vergebung – einer Voraussetzung, um Gnade zu empfangen – bereit seien. Auch gebe es Seelen, die Gottes Liebe nicht kennen gelernt hätten. Für alle heilsverlangenden Seelen könne durch das einmalige, vollkommene Opfer und Verdienst des Herrn Not behoben und seelischer Mangel ausgeglichen werden.
Einen Schwerpunkt in der Predigt bildete neben dem Psalmwort das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn, das der Bezirksapostel erläuterte und in Bezug auf das Heilsgeschehen im Gottesdienst setzte. So nahm er das Gewand, das im Gleichnis der Sohn nach seiner Heimkehr vom Vater empfängt ("Es hat sich für den Sohn nun alles gewandelt"), als ein Bild für die Sündenvergebung und das Festmahl, das der Vater für den heimgekehrten Sohn ausrichtet, als "ein Sinnbild der Fülle der Gottesgaben".
Zur weiteren Wortverkündigung wurden die Apostel Wolfgang Zenker (München), Günter Eckhardt (Ulm) und Wolfgang Bott (Tübingen) gerufen.
Außer dem Chor stimmte eine Instrumentalgruppe die große Festgemeinde auf den Gottesdienst ein und gestaltete ihn feierlich mit. Den Altar – als den Ort, an dem die Sakramente gespendet wurden und von dem aus die Wortverkündigung erfolgte – hatten Gemeindemitglieder mit weißen Blüten (Rosen) festlich geschmückt.
Der Gottesdienst wurde per Satellit in Bild und Ton in rund 370 mit entsprechender Empfangseinrichtung ausgestattete Kirchen in Baden-Württemberg und Bayern übertragen, wo sich um die 58.000 Glaubende aus den Gemeinden der Gebietskirche Süddeutschland versammelt hatten. Zudem waren Gemeinden in Bosnien-Herzegowina, Israel, Mazedonien, Serbien und der Ukraine, die von Süddeutschland aus administrativ und seelsorgerisch mitbetreut werden, angeschlossen. Simultan wurde in die Sprachen Englisch, Italienisch, Russisch, Spanisch und Vietnamesisch übersetzt (von Frankfurt/Main aus gesendete Sprachen), außerdem vor Ort in Arabisch, Serbokroatisch und Ukrainisch sowie – in Stuttgart-Vaihingen – in die Gebärdensprache für Gehörlose.