(27.3.2011) Am 26./27. März 2011 versammelten sich auf Einladung von Bezirksapostel Michael Ehrich, Präsident der Gebietskirche Süddeutschland, die Apostel, die Bischöfe sowie die Bezirksämter zum ersten sogenannten Bezirksämter-Wochenende in diesem Jahr.
"Bezirksämter" sind die leitenden Amtsträger in den Kirchenbezirken, die das Amt "Bezirksältester" oder "Bezirksevangelist" tragen. Sie kamen am Samstag zu einem Gottesdienst in Ulm zusammen. Als Bibelwort legte der Bezirksapostel Markus 13,20-23 zugrunde. Bischof Günther Schulz sowie die Apostel Hans-Peter Schneider und Herbert Bansbach wurden zu einem Predigtbeitrag aufgerufen.
Am Sonntag, 27. März, feierte der Bezirksapostel im Beisein der Apostel, Bischöfe und Bezirksämter in der Kirche in Heidenheim Gottesdienst, an dem die Gemeinden aus Heidenheim und Umgebung teilnahmen. Als Bibelwort diente Römer 16,19: "Denn euer Gehorsam ist bei allen bekannt geworden. Deshalb freue ich mich über euch: ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber geschieden vom Bösen." Zur weiteren Wortverkündigung bat der Bezirksapostel die Apostel Volker Kühnle und Wolfgang Zenker.
Im Umfeld des Gottesdienstes mit den Aposteln, Bischöfen und Bezirksämtern am Samstag trug der Bezirksapostel eine Erklärung zum neuen Kirchenverständnis der NAK vor. Darüber habe es in den letzten Wochen ja lebhafte Diskussionen gegeben, so der Bezirksapostel. Es sei ihm ein Anliegen, in Ergänzung dessen, was der Stammapostel in seiner Ende Februar im Internet publizierten Stellungnahme geschrieben habe, den leitenden Amtsträgern einige Gedanken dazu an die Hand zu geben. Wörtlich führte er aus:
So wie Jesus Christus eine Doppelnatur hat – wahrer Mensch und wahrer Gott –, so hat auch die eine Kirche, die wir im Glaubensartikel bekennen, eine "Doppelnatur": Sie hat eine verborgene und eine sichtbare Seite. Alle Menschen, die im Namen des dreieinigen Gottes getauft sind, an Jesus Christus glauben und ihn bekennen, gehören zu der unsichtbaren Kirche Christi. Wer zur Kirche Christi also wirklich gehört, das weiß letztlich allein Gott. Kirche wurde möglich durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Zu ihrer Grundlegung gehören der Opfertod Jesu Christi und seine Auferstehung, die Rufung der Apostel, die Einsetzung des Petrusdienstes, die Stiftung des Heiligen Abendmahles, der Missionsbefehl.
Ihre sichtbare Seite zeigt die Kirche Christi in den unterschiedlichen kirchlichen "Denominationen", also Institutionen, wenn die Heilige Wassertaufe vollzogen und das Evangelium gepredigt wird. Es ist unsere feste Glaubensüberzeugung – und dazu spricht nach unserem Verständnis auch der biblische Befund –, dass dort Kirche am deutlichsten wahrnehmbar ist, wo - das Apostelamt – das Amt, das der Herr selbst gestiftet hat – "wiederbelebt" ist, weil es wieder Träger des Amtes gibt, die in Vollmacht wirken, - die Sakramente Heilige Wassertaufe, Heilige Versiegelung und Heiliges Abendmahl an Lebende und Entschlafene gespendet werden, - die Wortverkündigung vorhanden ist, die in umfassender apostolischer Autorität geschieht.
Die Predigt der Apostel ist verbindlich, denn sie macht deutlich, was zum Heil des Menschen unbedingt notwendig ist. Sie macht den gegenwärtigen Willen Gottes deutlich und bereitet auf die Zukunft mit ihm vor. Dort also ist die Kirche Christi "in nuce", also am deutlichsten wahrnehmbar. Dort werden die Gläubigen auf die Wiederkunft Jesus Christi vorbereitet. Wenn ich zur Verdeutlichung zurückblenden darf auf den Vergleich mit der Doppelnatur Jesu Christi: Die Doppelnatur Jesu Christi ist vollkommen – die Kirche Christi dagegen in ihrer sichtbaren Natur ist immer unvollkommen.
Dort, wo das Apostelamt wirkt, ist sie am deutlichsten mit dem "Mehrwert Apostelamt" wahrnehmbar. Anders ausgedrückt, ist sie folglich dort, wo das Apostelamt nicht wirkt, gleichwohl vorhanden, aber defizitär. Durch dieses Kirchenverständnis – das ja viel weiter gefasst ist als unser bisheriges, zu dem in den "Fragen und Antworten" zu lesen ist: "Die NAK ist die Kirche Jesu Christi …" – wird ersichtlich, dass der Stammapostel in seiner Stellungnahme die ganz logischen Folgerungen bejahen konnte (ich sage es etwas verkürzt): Nicht-neuapostolische Christen sind nicht vom Heil ausgeschlossen – sie gehören ja zu der einen Kirche Christi.
In unterschiedlichen christlichen Institutionen kann Heiliger Geist wirksam sein. Niemand kann ausschließen, dass bei der Wiederkunft des Herrn auch Christen angenommen werden, die nicht versiegelt sind [d.h. das Sakrament Heilige Versiegelung nicht empfangen haben]. In den Geistlichen der anderen christlichen Institutionen erkennen wir Werkzeuge in Gottes Hand, die sicher vielfältige segensreiche Dienste verrichten. Aber in welchem Umfang oder Maß die verborgene Kirche Christi in den unterschiedlichen anderen Institutionen wahrnehmbar wird, ist nicht unser Thema. Wir haben das nicht zu beurteilen, dies liegt allein in Gottes Allmacht.
Der Bezirksapostel äußerte sich in diesem Zusammenhang auch zum Dialog mit anderen Kirchen und zeigte sich überzeugt, "dass wir mit unserem neuen Kirchenverständnis den Dialog mit Vertretern anderer christlichen Institutionen forcieren können, ich denke sogar, dass wir dies müssen, um der Stimme des Apostolischen verstärkt Gehör zu verleihen. Wenn man mit anderen Christen ernsthaft sprechen will, ist es notwendig, die eigene Position deutlich zu machen, wie ja auch andere Christen ihre theologischen Positionen verdeutlichen. So werden Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede thematisiert."
Dabei hätten die Unterschiede dann nicht die Funktion, ein Gespräch zu beenden, "sondern sie machen deutlich, wie weit man gemeinsam gehen und handeln kann. Wenn dies klar ist, dann führt das Gespräch mit dem anderen auch nicht in die völlige Beliebigkeit, denn es schafft einerseits das Gefühl christlicher Gemeinsamkeit, andererseits wird die eigene Identität bewusster, ja, sie wird dadurch gestärkt."