(21.2.2010) Die italienischen Gemeindemitglieder in Süddeutschland feiern in diesem Jahr ein doppeltes Jubiläum : 50 Jahre regelmäßige neuapostolische Gottesdienste in der klangvollen vertrauten Heimatsprache und 25 Jahre italienische Kirchengemeinde Tamm, mit eigenem Gotteshaus in der Bismarckstraße 23.
Den Auftakt der Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr bildete ein Gottesdienst, den Bezirksapostel Michael Ehrich am Sonntagvormittag, 21. Februar 2010, in der Kirche in Tamm mit rund 180 Glaubensgeschwistern aus der italienischen Sprachgruppe feierte. Sie waren aus ganz Süddeutschland gekommen, von Schwabach bis Lörrach. Seiner Predigt legte der Bezirksapostel das Bibelwort Matthäus 26,73 zugrunde.
Den ihn begleitenden Apostel Volker Kühnle, der für alle anderssprachigen Gemeinden in Süddeutschland beauftragt ist, sowie den für die italienische Sprachgruppe verantwortlichen Bezirksevangelisten Joachim Raff bat er zur weiteren Wortverkündigung, ebenso den Vorsteher der italienischen Gemeinde Tamm, Hirte Guiseppe Magistro. Sonja Eckardt dirigierte den aus rund 50 SängerInnen gebildeten gemischten Chor und den Männerchor, die den Gottesdienst mit ihren Vorträgen in Italienisch mitgestalteten.
Zu Beginn seiner Predigt, die konsekutiv Ins Italienische übersetzt wurde, wies der Bezirksapostel darauf hin, dass die erfolgreiche Integration der italienischen Mitbürger, wie sie im gemeinsamen Feiern des Gottesdienstes zum Ausdruck komme, keinen Widerspruch dazu bilde, die eigene Kultur und Sprache zu erhalten und sich auch immer wieder auf die eigenen "Wurzeln" zu besinnen. Die Sprache sei dabei Ausdrucksmittel dessen, was im Menschen lebe.
Mit diesem Gedanken leitete er über zum Bibelwort für den Gottesdienst: Vers 73 aus Matthäus 26, aus der Passionsgeschichte, handelt davon, dass zu Petrus gesagt wurde: "Deine Sprache verrät dich!" bzw., wie die italienische Bibelübersetzung an dieser Stelle formuliert: "An deiner Sprache kann man dich erkennen." In der Sprache offenbare sich, so der Bezirksapostel, das, womit man sich beschäftige, was einen bewege und an was man glaube. Sie sei damit auch immer ein Ergebnis dessen, was man zuvor gehört und in sich aufgenommen habe.
Der Bezirksapostel führte weiter aus, dass Jesus im Evangelium des Johannes als das fleischgewordene Wort Gottes vorgestellt werde und dass sogar Satan dessen Macht habe anerkennen müssen. Er rief dazu auf, das Wort Gottes zur bestimmenden Kraft im Leben zu machen, so dass Gott im Lebensmittelpunkt stehe und der Glaubende sich auf das (biblisch verheißene) Wiederkommen Jesu Christi – das Glaubensziel der neuapostolischen Christen – einstelle. Wenn Gottes Wort das Reden und Handeln der Glaubenden lenken könne, komme dies darin zum Ausdruck, dass sie das Doppelgebot der Liebe erfüllten, Gott über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selbst.
Er zitierte ferner das auf Cicero zurückgehende lateinische Sprichwort "ubi bene, ibi patria" (sinngemäß: "Dort, wo es dir gut geht, du dich wohl fühlst, ist dein Vaterland") und meinte, wenn auch viele der Anwesenden ihre irdische Heimat verlassen hätten, so hätten sie doch in der Gemeinde eine neue geistige Heimat gefunden, in der sie sich wohl fühlten und in der gemeinsamer Glaube und das Vertrauen in Gott bei allen menschlichen Unterschieden eine Verbindung untereinander von Herz zu Herz schaffe und in der die Hoffnung auf eine ewige Heimat im kommenden Reich Gottes alle vereine.
Apostel Volker Kühnle griff in seiner Copredigt den ebenfalls erwähnten Gedanken auf, dass eine andere Bibelübersetzung statt des Wortes "Sprache" den Begriff "Akzent" verwendet. Ausgehend davon, rief er die Versammelten dazu auf, in ihrem Handeln Akzente der Liebe, des Eifers für das Evangelium und der Beharrlichkeit zu setzen. Dies schaffe eine positive, schöne Atmosphäre in der Gemeinde.
Eine überaus positive, freudige Atmosphäre ergab sich auch nach dem Gottesdienst, als sich die Gottesdienstteilnehmer zu einem Imbiss mit italienischen Leckereien in den Nebenräumen einfanden und in Italienisch und Deutsch viele schöne Erinnerungen austauschten.
Im Jubiläumsjahr sind u.a. noch am 13. Juni in der Kirche in Tamm ein Gottesdienst mit Apostel Jürgen Loy und am 10. Oktober in der Kirche in Ludwigsburg mit Apostel Orando Mutti (mit anschließendem Jahresfest) geplant. Außerdem werden an für die italienische Sprachgruppe "historischen" Orten Gottesdienste in Deutsch-Italienisch gefeiert.