(10.1.2010) "Wir begnügen uns nicht damit, Frieden zu verstehen als Vermeidung von Krieg. Friede muss vielmehr durchdringend unser Verhältnis zueinander bestimmen", so Stammapostel Wilhelm Leber, höchster Geistlicher in der Neuapostolischen Kirche, im Gottesdienst am Sonntagmorgen, 10. Januar 2010, in Göppingen.
Er hatte dazu aufgerufen, das Jahr 2010 zu einem "Jahr der Beharrlichkeit" zu machen, und dies passte zu dem Bibelwort, das er für die Predigt an diesem Sonntag nahm: Hebräer 12, 14, wo es heißt: "Jagt dem Frieden nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird". Es bedeute, erläuterte der Stammapostel, beharrlich nach dem Frieden und der Heiligung zu streben, um erleben zu können, was indirekt im Bibelwort zum Ausdruck komme, nämlich den Herrn zu sehen. Dies sei schon hier das Anliegen der Glaubenden; deshalb bemühten sie sich, den Willen Gottes zu tun. Der Herr könne auch immer wieder gesehen, erlebt werden: "Wir erfahren, dass er sich zu uns hält."
Aber dieses Wort weise, so führte der Stammapostel weiter aus, überdies auf die Erfüllung des Glaubens hin, auf den Tag der (biblisch verheißenen) Wiederkunft Jesu Christi – das Glaubensziel, auf das sich die neuapostolischen Christen vorbereiten. So hielten sie auch im Jahr 2010 unverändert an der Erwartung des Herrn fest, gemäß der Verheißung: "Siehe, ich komme bald" (vgl. Offenbarung 3,11). Und "dann werden wir ihn wahrhaftig sehen, wie er ist".
Der Kern der Predigt des Stammapostels drehte sich darum, was den Frieden ausmacht und wie man den Frieden sicherstellen kann. Frieden sei unabdingbare Voraussetzung, um in der "Heiligung" weiterzukommen. Den Weg dazu habe Jesus Christus geebnet, der sagte: "Ich heilige mich für sie, damit sie geheiligt seien in der Wahrheit" (vgl. Johannes 17, 19). Was Heiligung bedeute, werde als "kurzes Rezept" im zu Gottesdienstbeginn gemeinsam gesungenen Lied ausgedrückt: "Von dem Irdischen geschieden, von dem Ewigen erfüllt" (Lied "Hehr und heilig ist die Stätte", Gesangbuch Nummer 125).
An diesem Sonntag herrschte in Süddeutschland Winterwetter mit Schneefall und Kälte, in den neuapostolischen Gemeinden jedoch "Sonnenschein", Freude darüber, dass der Stammapostel mit ihnen in den ersten Tagen des neuen Jahrs Gottesdienst feierte. Er war in den Kirchenbezirk Göppingen (Apostelbereich Nürtingen) gekommen, wo sich in der Göppinger Stadthalle Mitglieder der 17 Kirchengemeinden zum Gottesdienst versammelt hatten.
Der Gottesdienst wurde via Satellit in Bild und Ton in 376 Gemeinden in Baden-Württemberg und Bayern übertragen, zudem in Gemeinden einiger von Süddeutschland aus betreuten Länder in Südosteuropa und der Golfregion. Es gab eine Simultanübersetzung in die englische, italienische, russische, spanische und vietnamesische Sprache, vor Ort wurde nach Bedarf in weitere Sprachen übersetzt.
In Begleitung des Stammapostels waren Bezirksapostel Michael Ehrich, Präsident der besuchten Gebietskirche, sowie die neun Apostel aus Süddeutschland und Apostel Anatolij Budnik aus der Ukraine, einem von Süddeutschland aus betreuten Land. Auf Einladung des Stammapostels waren zudem Apostel Walter Drave aus Norddeutschland und Apostel Wilhelm Hoyer aus Nordrhein-Westfalen dabei, die beide auch zur Wortverkündigung gerufen wurden, ebenso wie der Gastgeber, Bezirksapostel Ehrich.
Eine Instrumentalgruppe stimmte vor Gottesdienst-Beginn die große Festgemeinde in Nah und Fern auf das Erleben ein. Auch der von Sängerinnen und Sängern aus den Kirchengemeinden gebildete Chor trug schon zuvor Lieder vor und gestaltete dann mit seinen Vorträgen den Gottesdienst mit.
Im Gottesdienst empfingen Apostel Jürgen Loy, Leiter des Apostelbereichs Stuttgart, und seine Ehefrau Astrid den Segen zu ihrer Silberhochzeit. (In der Neuapostolischen Kirche wird auf Wunsch Segen zu Hochzeitsjubiläen erteilt.) Vorbereitend auf diese Segenshandlung trug eine Sängergruppe die Komposition von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Psalm 91,11 vor: "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir".
In seiner warmherzigen, überaus persönlichen Ansprache an das Ehepaar – dem er eine nüchterne, dabei aber tiefgläubige Haltung attestierte – erwähnte der Stammapostel, er wolle einmal allgemein sagen, wenn er so sehe, wie man sich auch nach 25 Ehejahren Mühe gebe, einander zu erfreuen, einander die Liebe zu zeigen: "Liebe muss auch gelebt werden!" Liebe dürfe nicht nur "abstrakt formuliert" werden, sondern müsse einen erfüllen und dies müsse auch nach außen hin sichtbar sein.