In der voll besetzten Mittelpunktskirche in Fellbach, Kastanienweg 5, predigte Stammapostel Dr. Wilhelm Leber, der höchste Geistliche der Neuapostolischen Kirche, zum Bibelwort Sprüche 24, 16. Mitglieder der 20 Kirchengemeinden des Bezirks Bietigheim-Bissingen / Apostelbereich Stuttgart waren in Fellbach versammelt, außerdem konnte der Gottesdienst per Satellitenübertragung in Bild und Ton in 360 Gemeinden in Baden-Württemberg und Bayern mitgefeiert werden.
Auch Gemeinden in Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Serbien und in der Ukraine waren auf diese Weise angeschlossen. Eine Simultanübersetzung erfolgte zentral in die Sprachen Englisch, Italienisch, Russisch, Spanisch und Vietnamesisch, vor Ort außerdem noch in Ukrainisch, Serbokroatisch und Polnisch.
Sängerinnen und Sänger aus den Gemeindechören des Bezirks Bietigheim-Bissingen bildeten den Chor, der – wie auch das Orchester des Kirchenbezirks – den Gottesdienst festlich mitgestaltete.
Zu Beginn seiner Predigt ging der Stammapostel auf die Schilderung der Begebenheit ein, als ein Blinder nach Jesus rief, die Menschen um den Blinden diesen zunächst abwehrten und sein Rufen zu dämpfen suchten, dann aber nach Jesu Aufforderung, der Blinde möge zu ihm kommen, sagten: "Sei getrost, stehe auf! Er ruft dich!" (vgl. Markus 10, 46 ff). Diese wenigen Worte übertrug der Stammapostel in die heutige Zeit und legte so jedem Gottesdienstbesucher ans Herz: "Sei getrost, fasse Mut! Stehe [im Geistigen] auf! Und höre auf den Ruf Gottes!" Er wünschte, dass die Gläubigen voller Zuversicht sein und den göttlichen Trost aufnehmen möchten. Die Aufforderung "Stehe auf!" könne man als eine Botschaft in dem Sinn verstehen: "Stelle einmal deinen Standpunkt ein bisschen in Frage; verlasse deine festgefahrenen Meinungen." Denn wenn man aufstehe, verändere man seine Position. Zum dritten Gedanken riet er: "Höre, was der Herr dir zu sagen hat!"
Jesus Christus als "Maßstab" behalten
Das Bibelwort ("Denn ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf, aber die Gottlosen versinken im Unglück") – aus der Zeit des Alten Testaments, wo die Gebote im Vordergrund gestanden seien – legte der Stammapostel so aus, dass jeder "falle", also die Gebote übertrete und sündige. Der Unterschied zwischen dem in der Bibel erwähnten "Gerechten" und dem "Gottlosen" sei, dass der Gerechte wieder aufstehe, beim Gottlosen hingegen keine Bewegung zu erkennen sei. Ein Gottloser "versinke im Unglück", d.h. er werde in den Sumpf der Sünde gezogen und habe nicht den Willen, sich daraus zu befreien.Bezogen auf die Glaubenden in heutiger Zeit, führte der Stammapostel beispielhaft einige Elemente an, in denen man "fallen" könne, wobei es auch hier so sei, dass der "Gerechte" sich anstrenge, mit Gottes Hilfe und Gnade wieder herauszukommen, der "Gottlose" hingegen nicht. Wichtig sei also das Bemühen. "Dass wir alle einmal Schwäche zeigen, dass wir alle einmal auch irgendwo versagen, das ist nun einmal unser Menschsein, unsere Unvollkommenheit", tröstete er, aber dann gelte es, sich wieder aufzurichten, darum zu kämpfen, "dass die göttlichen Werte wieder bestimmend werden für unser Leben".
Unter anderem nannte er die Nachfolge als ein solches Element, in dem man "falle", wobei er verdeutlichte: "Nachfolge bedeutet im Kern, dass wir uns ganz nach Jesu Wesen ausrichten, nach seiner Sanftmut, Milde, Großzügigkeit, Übersicht, der Art, wie er seinen Vater erhöhte …" Wenn man hierbei oft "falle", dürfe man nicht aufgeben und sich anderen Maßstäben zuwenden, sondern man müsse den "Maßstab Jesus" behalten. "Für uns trägt der Maßstab Jesus Christus, und die Nachfolge praktizieren wir und nehmen wir ernst", so das Kirchenoberhaupt. "Das dies uns nicht immer gelingt, wissen wir; das ist nun einmal unsere Erfahrung. Aber deswegen bleiben wir nicht liegen, sondern wir kämpfen erneut, nehmen erneut einen Anlauf und wollen es am nächsten Tag besser machen."Ebenso sei es beispielsweise verständlich und "eben menschlich", dass Zweifelsgedanken aufträten, man also im Glauben "falle" – entscheidend jedoch sei, ob man sich wieder zum Glauben durchringe. Auch die herzliche Gemeinschaft in der Gemeinde könne schon einmal gestört sein, es gebe da vielleicht Ärger und Missverständnisse. "Versinken wir nicht darin, sondern kämpfen wir darum, dass wir wieder zur Einheit kommen!", empfahl der Stammapostel, der den Rat gab, in einem solchen Fall das Gespräch miteinander zu suchen und sich zu bemühen, wieder mit dem Anderen ins Reine zu kommen. Auch sollten die Glaubenden immer bereit sein zur Vergebung.
Bezirksapostel Michael Ehrich, Präsident der Gebietskirche Süddeutschland, und die Apostel aus Süddeutschland sowie die Apostel Gerald Bimberg aus Magdeburg und Pavel Gamov aus Kaliningrad begleiteten den Stammapostel, der die beiden als Gäste anwesenden Apostel Bimberg und Gamov zur weiteren Wortverkündigung bat. Der ebenfalls eingeladene Bezirksapostel Alfons Tansahtikno aus Indonesien war leider an der Gottesdienstteilnahme verhindert.