(14.05.2005) Im Hegelsaal des Kongresszentrums "Liederhalle"
in Stuttgart erlebten am Pfingstsamstag 2005 einige Hundert geladene Gäste – Stammapostel Richard Fehr, sein designierter Nachfolger, Bezirksapostel Wilhelm Leber, die weiteren Teilnehmer der Apostelversammlung International 2005 und u.a. die MitarbeiterInnen der Neuapostolischen Kirche International – eine Feierstunde, die ihnen unvergessliche Eindrücke bescherte. Ein Männerchor (Leitung: André Wied), den über 100 Sänger aus Kirchengemeinden des Großraums Stuttgart bildeten, sowie rund 40 Instrumentalisten des Kammerorchesters (Leitung: Birgit Müller) aus dem Apostelbereich Stuttgart gestalteten das musikalische Programm der Feierstunde, die auch einen Filmvortrag über die Amtszeit von Stammapostel Fehr beinhaltete. Der Gastgeber und dienstälteste Bezirksapostel, Klaus Saur (Neuapostolische Kirche Süddeutschland), hielt eine Laudatio auf den scheidenden Stammapostel. Im Mittelpunkt des Musikteils: Die Ouvertüre zu Mendelssohns Oratorium "Paulus"Die musikalischen Programmpunkte der Feierstunde hoben wesentliche Akzente des neuapostolischen Glaubensguts hervor: Die Wiederkunft Christi als alles überstrahlende Hoffnung der Gläubigen fand ihren tief empfundenen Ausdruck im eröffnenden, für Männerchor gesetzten Satz Jean-Philipp Rameaus "Il vient, l’ Epoux et le Roi". Mendelssohns "Der Herr hat des Tages verheißen seine Güte" (aus der Kantate op. 42 "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser") und Gustav Reblings Psalmvertonung "Danket dem Herrn" betonen dagegen in der sprachgewaltigen Schönheit und Klarheit der Heiligen Schrift und mit den für beide Komponisten typischen Klangmitteln der Romantik die gegenwärtige Gewissheit und das Heil, das Gott den Seinen zukommen lässt – vom Männerchor und dem begleitenden Orchester musikalisch kongenial dargeboten.
Zukunftshoffnung und Vollendung: Beides zum Greifen nahe in den beiden Hauptwerken der Feierstunde. In der Mitte – zugleich als Beginn des offiziellen Teils – stand die Ouvertüre zu Mendelssohns Oratorium "Paulus". Sie bezieht zum ersten Mal in der Geschichte des Oratoriums den Choral in das musikalisch-dramatische Geschehen ein.
Philipp Nicolais "Wachet auf, ruft uns die Stimme" wird so zum Fanal für Aufbruch, Erwartung und Erfüllung – musikalisch reif und klanglich mitreißend dargeboten vom Orchester.Als schließe sich nun der Kreis, erklang zum Schluss Stephen Adams’ Kantate für Männerchor, Bariton-Solo und Orgel "Jerusalem, the Holy City" – zur besonderen Freude des Stammapostels ("Jetzt kann ich es ja sagen: Das ist eines meiner Lieblingslieder!"). Das besonders im englischen Sprachraum bekannte und oft aufgeführte Werk ist gleichsam eine Vision von der Herrlichkeit Gottes, wie sie in der 0ffenbarung des Johannes beschrieben wird. Diesmal jedoch war es zugleich eine "Uraufführung", denn Bernd-Jürgen Kulick hatte den Orgelpart für großes Orchester instrumentiert. Das spannungsvoll aufgebaute, doch eher schlichte Werk mit seinen eingeschränkten Klangmöglichkeiten hinterließ in der neuen Fassung bei allen Zuhörern einen tief empfundenen Eindruck. Dies war nicht zuletzt auch ein Verdienst des Solisten Jürgen Deppert, der stimmliche Dramatik und Ruhe gleichermaßen beherrschte. Laudatio durch Bezirksapostel Klaus Saur "Der Herr segne euch und behüte euch; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über euch und gebe euch Frieden." Diese Worte aus dem "priesterlichen Segen" (vgl. 4. Mose 6, 24 – 26) widmete Bezirksapostel Klaus Saur dem anderntags in den Ruhestand tretenden Stammapostel und dessen Frau, und er gab diese Wünsche auch dem künftigen Stammapostel Wilhelm Leber und dessen Frau mit auf den Weg.
In der Laudatio sprach Bezirksapostel Saur davon, dass Stuttgart bzw. Fellbach, wo der Pfingstgottesdienst stattfinde, in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche besondere Bedeutung erlangt habe: "War es doch in der Kirche Fellbach, wo unser Stammapostel im Jahr 1988 das höchste Amt der Kirche Christi angetreten hat!
Dass er nun morgen an derselben Stätte in den Ruhestand treten und seine hohe Verantwortung in andere Hände legen wird, bewegt uns in der Tiefe unserer Herzen – und eigentlich können wir es kaum fassen …" Es stehe ihm nicht an, nun die Ruhesetzungslaudatio zu halten – zum einen sei noch nicht die Ruhesetzung, zum andern komme diese Aufgabe dem neuen Stammapostel zu –, doch wolle er daran erinnern, dass im Pfingstgottesdienst 1980, also vor 25 Jahren, der heutige Stammapostel Fehr durch Stammapostel Hans Urwyler als Apostel ordiniert worden sei, er im Pfingstgottesdienst 1981 dann das Bezirksapostelamt empfangen und im Pfingstgottesdienst 1988 das Stammapostelamt angetreten habe. "Und im morgigen Pfingstgottesdienst tritt unser Stammapostel in den Ruhestand. Wir sehen also, dass die Pfingstgottesdienste im Leben unseres Stammapostels nicht nur eine wichtige, sondern sehr hohe Bedeutung haben", meinte der Bezirksapostel.Er machte dann einige Angaben aus der Amtszeit des Stammapostels, so unter anderem diese: Bei seinem Amtsantritt vor 17 Jahren, also im Jahr 1988, zählte die Kirche rund fünf Millionen Mitglieder, heute sind es knapp elf Millionen. Die Zahl der Gemeinden hat sich seitdem verdoppelt (damals 35.000, heute 72.000), die Zahl der Amtsträger fast verdreifacht (damals 110.000, heute 275.000). 118 Reisen in alle neuapostolischen Gebietskirchen der Welt habe Stammapostel Fehr unternommen, dabei rund drei Millionen Reise-Kilometer zurückgelegt und in 950 Gottesdiensten rund 26 Millionen Teilnehmern das Wort Gottes verkündigt und sie seelisch gestärkt. Neben diesen wenigen Zahlen seien noch die vielfältigen seelsorgerischen und administrativen Impulse zu nennen, die sich auch in Projekt-, Arbeits- und Fachgruppen sowie sonstigen Ausarbeitungen niedergeschlagen hätten. Insbesondere habe der Stammapostel den Gläubigen Ausrichtung gegeben und die Erwartung auf die Wiederkunft Jesu Christi lebendig gehalten, der Kirche bedeutende Impulse gegeben und geistlich und finanziell wichtige Weichenstellungen für die Zukunft getroffen. "Und du bist dabei jedem von uns mit großer Liebe begegnet und hast uns als deine Brüder im Herrn auch mal in unseren Schwächen getragen", wandte sich der Bezirksapostel bewegt an den Stammapostel. Er dankte ihm mit herzlichen Worten und versicherte, die Apostel würden weiterhin seiner "sehr liebend und fürbittend gedenken und dich in unserem Herzen behalten". "Wer da fährt nach hohem Ziel" Der unter diesem Titel im Auftrag der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland vom kircheneigenen Verlag Friedrich Bischoff für die Feierstunde produzierte ausdrucksstarke Film gab einen bewegenden Einblick in die Amtszeit des Stammapostels. Es wurden Höhepunkte der Reisen gezeigt, die ihn in 118 Ländern führten, dazu Ausschnitte aus Interviews mit ihm, mit Bezirksapostel Klaus Saur und Mitarbeitern der Neuapostolischen Kirche International, sowie Eindrücke aus Bezirksapostelversammlungen. Ergänzt um Szenen aus dem Pfingstfest 2005 in Stuttgart und Fellbach, wird dieser Film in das Verlagsangebot aufgenommen und als DVD und Video zu erwerben sein.Am Ende der Feierstunde wies der Stammapostel darauf hin, dass er tags zuvor den Aposteln bereits seinen erbetenen und ausersehenen Nachfolger vorgestellt habe und dies nun auch hier tun wolle. "Schweren Herzens, aber im Glaubensgehorsam und Gottvertrauen hat Bezirksapostel Leber diesen Ruf angenommen", so Stammapostel Fehr.
Rückblickend auf seinen Werdegang als Amtsträger, erinnerte sich der Stammapostel an seine ersten Worte am Altar, damals als Diakon: "Nichts hab’ ich zu bringen; alles, Herr, bist du!" Er fügte hinzu: "Ich habe erleben dürfen, dass der Herr Hilfe und Gnade gegeben hat, und dafür bin ich besonders dankbar ..."