Vom 16. bis 18. September 2009 waren alle Bezirksapostel und Bezirksapostelhelfer in Zürich/Schweiz zu einer Bezirksapostelversammlung (BAV) zusammen, die vom höchsten Geistlichen der Neuapostolischen Kirche, Stammapostel Wilhelm Leber, geleitet wurde.
Die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, deren Gebiet unter anderem an die Schweiz grenzt, waren Nutznießer dieser BAV, denn im Beisein aller Bezirksapostel und Bezirksapostelhelfer hielt der Stammapostel in der Kirche in Konstanz, Wollmatinger Straße 40, am Sonntag, 20. September, einen Gottesdienst.
Als Bibelwort legte er Römer 4,20.21 zugrunde: "Denn er [Abraham] zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs allergewisseste: Was Gott verheißt, das kann er auch tun." Zur weiteren Wortverkündigung rief er die vier Bezirksapostel Leslie Latorcai aus Kanada, Theodoor de Bruijn aus den Niederlanden, Charles Ndandula aus Sambia und Jean-Luc Schneider aus Frankreich.
In die Kirche in Konstanz waren die Gemeinden Meersburg, Salem, Überlingen und natürlich Konstanz selbst eingeladen, die anderen Kirchengemeinden des Kirchenbezirks Tuttlingen nahmen an dem Fest via Übertragung in Bild und Ton teil. Der Gottesdienst wurde via Satellit in Bild und Ton zudem in die über 370 so genannten "SAT-Gemeinden" der Gebietskirche Süddeutschland sowie in Gemeinden der von hier mitbetreuten Länder Bosnien-Herzegowina, Israel, Mazedonien, Serbien und Ukraine übertragen.
Eine Übersetzung erfolgte simultan in die Sprachen Arabisch, Englisch, Italienisch, Russisch, Spanisch und Vietnamesisch (Sendeort: Verlag Friedrich Bischoff in Frankfurt), vor Ort noch in die ukrainische und in die serbokroatische Sprache.
Bevor der Stammapostel das Bibelwort auslegte , ging er in seiner Predigt auf das Thema Frieden ein. Schon im Gebet zu Beginn hatte er herzlich um Frieden auf der ganzen Welt gebetet, denn die christlichen Kirchen begehen in diesen Tagen den "Weltfriedenstag", an dem zu Friedensgebeten aufgerufen wird. "Gerne unterstützen wir diesen Gedanken!", so der Stammapostel, der an die Gemeinden appellierte, sehr um den Frieden zu beten und sich nie mit Unfrieden und Krieg abzufinden, sondern darum zu beten, "dass der Herr auch dort Hilfe bereitet, dass Menschen nicht so leiden müssen. Wir beten gerne darum, dass die Verantwortlichen die nötige Weisheit haben, dass dann der ‚irdische’ Friede doch gewahrt ist".
Außer auf den "irdischen" Frieden bezog er sich dann auch auf den Frieden aus Jesus Christus, der für die Glaubenden wichtig sei, sie direkt anspreche und im Herzen berühren möge: "Wir alle können erfüllt werden mit dem göttlichen Frieden, der über alle Vernunft geht, der viel höher ist als alles menschliche Verständnis." Er führte in diesem Zusammenhang das Bibelwort Matthäus 10, 12 und 13 an und rief dazu auf, jeder möge sich prüfen: "Ist unsere Gesinnung, unsere Haltung, unsere Einstellung so, dass wir wirklich diesen Frieden hinnehmen können? Sind wir es ‚wert’?"
Auf die Frage, was das bedeute, wann man es "wert" sei, den göttlichen Frieden hinzunehmen, gab er drei Antworten. Zuerst müsse man aufschauen zu Jesus Christus. "Das ist und bleibt das A und O, aufschauen zum Herrn, zu Jesus Christus! Dann kann die Tür zum Frieden aufgehen; dann kann man diesen Frieden in Empfang nehmen." Ferner sei es, um den göttlichen Frieden zu empfangen, wichtig, dass man demütig sei.
Wohl sei Demut keine Haltung und Eigenschaft, die heute populär sei, aber die Glaubenden seien gerufen, demütig vor Gott zu sein in dem Bewusstsein, dass sie ohne ihn nichts vermöchten. Man solle nicht die eigene Meinung in den Mittelpunkt rücken, sondern zum Herrn aufschauen, sich demütig vor ihm beugen. "Wer den Frieden Gottes haben will, muss sich ein demütiges Herz bewahren!"
Und schließlich komme als Drittes dazu, um es "wert zu sein", den göttlichen Frieden in Empfang zu nehmen, dass man versöhnungs- und vergebungsbereit sei und sich in allen Verhältnissen die Versöhnungsbereitschaft erhalte. Wenn dies alles der Fall sei, dann seien die Glaubenden auch imstande, den Frieden auszustrahlen: "Dann sind wir wahrhaftig ‚Friedenskinder’!"
Vor Gottesdienstbeginn stimmten – in Ergänzung zum Chor – auch Instrumentalisten (Orgel und Flöte) die Teilnehmer ein. Ein Kinderchor hieß den Stammapostel und seine Begleiter mit einem Liedvortrag willkommen. Ein gemischter Chor, gebildet aus den Gemeindechören der eingeladenen Gemeinden, gestaltete den Gottesdienst festlich mit. Dirigent des Chores war Priester Uwe Friedrich aus Konstanz. Zur Freude der Bezirksapostel aus Übersee trugen die SängerInnen auch Lieder in englischer und spanischer Sprache vor.
Durch die Universität in Konstanz hat es in der Kirchengemeinde überdurchschnittlich viele Studenten; dies prägt auch das Gemeindeleben. Die Gemeinde selbst besteht seit 1911; die ersten Gemeindemitglieder versammelten sich in den Anfangsjahren in der Kreuzlinger Straße zum Gottesdienst.
Ab Anfang 1922 fanden die Gottesdienste in der Rheingutstraße statt; zudem wurden auch im nahe gelegenen schweizerischen Tägerwilen und bald darauf in Kreuzlingen Glaubende von Konstanz aus betreut. Die Kirche in der Wollmatinger Straße wurde im Jahr 1967 gebaut. 2009 zählt die Gemeinde 280 Mitglieder, die von neun ehrenamtlichen Amtsträgern seelsorgerisch versorgt werden; als Gemeindevorsteher ist Hirte Wolfgang Friedrich beauftragt.
Konstanz ist ein historisch interessanter Ort, insbesondere sind zwei kirchengeschichtliche Ereignisse, die in dieser Stadt stattfanden, zu erwähnen. Sie griff auch der Gastgeber, Bezirksapostel Michael Ehrich, Präsident der Gebietskirche Süddeutschland, in seinem Willkommensschreiben heraus: Zum einen nannte er das einzige Konzil auf deutschem Boden, das von Herbst 1414 bis April 1418 hier abgehalten wurde, um das abendländische Schisma (1378 bis 1417) zu beenden. Zum anderen erwähnte er den Kirchenreformer Johannes Hus, der – entgegen der Zusage von König Sigismund, der ihm freies Geleit zugesichert hatte – am 6. Juni 1415 in Konstanz als Ketzer verbrannt wurde.