In der Mitgliederversammlung des "Missionswerks der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland" am Freitagnachmittag, 20. Juli, referierte u.a. Bischof Hans-Jürgen Bauer über ein Schulprojekt in Äthiopien.
Das Land zählt zu den zehn ärmsten der Welt. "Da es feindselige Auseinandersetzungen mit Somalia gibt, lebt die Bevölkerung in Äthiopien in einer sehr bedrückenden Situation. Die Menschen ständig Anschlägen ausgesetzt", berichtete Bischof Bauer. "Bei meiner Reise im Herbst 2006 gingen drei Bomben in der Nähe unserer Kirche in Addis Abeba hoch". Auch was die Lebenshaltungskosten und z.B. den Bausektor betrifft, habe er hautnah mitbekommen, "dass sich die Lebensbedingungen in Äthiopien durch über 100-prozentige Teuerungsraten der letzten Monate sehr erschwert haben. Manche Menschen können sich kaum mehr das Nötigste leisten."
Kinderarbeit gehört dort zum Alltag. Man nimmt an, dass 16 Millionen Mädchen und Jungen dort arbeiten müssen – als Schuhputzer, Viehjungen, Obstverkäufer, Dienstmädchen usw.; teils sind sie erst fünf Jahre alt. Und rund 100.000 Kinder leben nach einer Schätzung von Unicef auf der Straße. Diese "Straßenkinder" müssen sich selbst durchs Leben bringen, sie leben in der Angst vor Gewalt, Missbrauch und Krankheiten. Viele von ihnen sind "Aids-Waisen". Andere kommen aus armen ländlichen Gegenden. Dürrekatastrophen und Hungersnot haben ihre Familien in die Armut getrieben und die Kinder hofften, in den Städten eine bessere Zukunft zu finden. Sie arbeiten, um mit ihren Einnahmen ihre Familie zu unterstützen oder schlicht, um damit ihr eigenes Überleben zu gewährleisten. Schule ist für die Kinder oft die einzige Chance auf ein besseres Leben. Wenn sie eine Schule besuchen, wird ihnen damit Hoffnung geschenkt. Doch von einem Schulbesuch können fast alle dieser Kinder nur träumen …
Die Gebietskirche Süddeutschland hat sich seit ein paar Jahren mit Schulprojekten in Äthiopien engagiert. So wurde 2005 in Zebetah eine Schule eingeweiht, die durch Spendengelder finanziert ist, welche Mitglieder des ehemaligen Immenstadt (Apostelbereich Ulm) gesammelt hatten. Dies war der Beginn der "Selam Hiwot School", die überwiegend von "Aidswaisen" und "Straßenkindern" besucht wird.
"Selam Hiwot School", das sind mehrere Schulen im Bereich Addis Abeba, die von der Neuapostolischen Kirche als ein Gesamtprojekt – zusammen mit einer äthiopischen Hilfsorganisation, der "Selam Hiwot Street Children Prevention and Rehabilitation Organization" – geplant, ausgeführt und betrieben werden. Im Februar 2006 erhielt die Schule in Zebetah aus Mitteln des "Missionswerks der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland", über das die Gebietskirche ihr humanitäres Engagement abwickelt, ein weiteres Gebäude. Eine stufenweise Erweiterung ist geplant – am Schluss soll es in Zebetah sieben Schulgebäude mit je drei bis vier Klassenzimmern sowie Verwaltungsräumen geben. In Tefki, einer Stadt, die zum Verwaltungsbereich von Zebetah zählt, wurde im Januar 2007 der Grundstein für eine weitere Schule gelegt, die ebenfalls von der Gebietskirche Süddeutschland – über ihr "Missionswerk" – gesponsert wird. Gemeindemitglieder aus dem Kirchenbezirk Heidenheim (Apostelbereich Ulm) haben dafür zusätzlich durch verschiedene Aktionen, zum Beispiel Benefizkonzerte, die großartige Spendensumme von über 35.000 Euro aufgebracht. Verläuft alles wie geplant, werden für 300 Schüler – Kinder, die sonst nie die Chance einer Schulausbildung gehabt hätten – in Tefki ab Mitte nächsten Jahres Unterrichtsplätze zur Verfügung stehen, wobei der in Afrika übliche Schichtbetrieb an den Schulen berücksichtigt ist.