(10.11.2006) In Stuttgarter Stadtteil Feuerbach gab es am Freitagnachmittag, 10. November 2006, die erste "Stolperstein"
-Verlegung. Damit wird an BürgerInnen erinnert, die während der NS-Zeit ermordet wurden. In anderen Stuttgarter Stadtteilen gemahnen schon zahlreiche solche "Stolpersteine gegen das Vergessen" – d.h. Messingtafeln mit eingravierten Namen und persönlichen Daten von Juden und anderen Nazi-Opfern vor deren Wohnhäusern – an das Unrecht, dass damals geschah. Helene Wöhr, einst Mitglied in der neuapostolischen Kirchengemeinde Stuttgart-Feuerbach, wo sie im Jahr 1930 konfirmiert worden war, war eines dieser Opfer. Sie war Halbjüdin (der Vater war Jude) und wurde im jungen Alter von 27 Jahren am 1. Dezember 1941 in das KZ Riga deportiert und dort ermordet. Einer der am 10. November in Stuttgart-Feuerbach verlegten fünf "Stolpersteine" erinnert an sie. Hans-Joachim Kientzle, Vorsteher der neuapostolischen Gemeinde Stuttgart-Feuerbach, die auch die Kosten für diesen "Stolperstein" übernommen hat, dankte bei der Verlege-Aktion der "Friedensinitiative Feuerbach" für deren großes Engagement. Er wünschte, auch dies möge "uns Lebende zu mehr Menschlichkeit, christlicher Nächstenliebe und zur Verantwortung" ermahnen und das Bewusstein schärfen, sich noch mehr für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Heinz Wienand von der "Friedensinitiative Feuerbach", der mit Elke Martin das Projekt "Stolpersteine für Feuerbach" federführend betreibt und die Schicksale von Opfern erforscht, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden und in Feuerbach gewohnt haben, ist es wichtig, dass damit "den Opfern ein Stück menschliche Würde zurückgegeben" wird. Es sei ein Stück Wiedergutmachung für das Leid bzw. Unrecht an den Verstorbenen und ihren Angehörigen. Helene Wöhr hat am Eckhaus an der St.-Pöltener-/Oswald-Hesse-Straße gewohnt. Sie hatte den Beruf einer Kindergärtnerin erlernt und war eine liebenswerte, nette junge Frau. Am 30. April 1943 wurde sie amtlich für tot erklärt, doch ist davon auszugehen, dass sie bereits im Sommer 1942 im Konzentrationslager Riga ermordet wurde. "Ihre Mutter habe ich noch selbst kennen gelernt. Obwohl sie das Schicksal ihrer lieben Tochter zeitlebens begleitet und auch belastet hat, war in ihr keine Verbitterung zu finden. Aus ihrem tiefen Glauben an Gott …, aber auch an Liebe und Gnade hat sie die Kraft geschöpft, ihren Lebensweg zu meistern", so Gemeindevorsteher Kientzle in seiner kurzen Ansprache. Die Zahl der in Stuttgart verlegten "Stolpersteine" ist damit auf über 200 erhöht.